Bibel · Christsein · Glaube

Gott hält deine Fragen aus 

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und sehr DANKBAR dafür. Ich bin dankbar, dass ich von Anfang an Jesu Liebe in meinem Leben erfahren durfte. Meine Eltern haben mich so an den Glauben herangeführt, dass ich ihn später auch für mich annehmen konnte – ganz ohne Druck und unabhängig vom Glauben meiner Eltern; Gott hat bekanntlich keine Enkel. Der Glaube war für mich als Kind etwas sehr bergendes und schützendes. Man kann sagen, dass ich einfach eine Art Grund- oder Urvertrauen, Gott und der Bibel gegenüber hatte.

Und das Vertrauen blieb, als ich auch später selbstständig in der Bibel gelesen habe. Wenn ich etwas nicht verstanden habe, konnte ich das gut verkraften und habe mir eben gedacht, dass Gott für mich als Mensch nicht voll erfassbar ist. 

Und da hatte ich recht. Gott ist Gott und er ist nicht greifbar für uns. Erst im Himmel werden wir ihn vollständig sehen – momentan ist unser Bild von ihm wie das Abbild eines historischen Spiegels: undeutlich und verschwommen.   Gerade Dinge wie die Dreieinigkeit sind so hoch und göttlich, dass wir Menschen sie nicht verstehen können. Wir können Ansätze finden, wie zum Beispiel das drei-Streichhölzer-und-trotzdem-eine-Flamme-Bild für die Dreieinigkeit. Doch Jesus als Streichholz und Gott im gesamten als Flamme zu beschreiben… das ist menschlich und kommt der Wahrheit nur sehr entfernt nahe. Und so gibt es Dinge in der Bibel und an Gottes Wesen, die wir Menschen nicht oder nur teilweise verstehen. 

ABER: Die Bibel ist Gottes Wort an uns und es ist anzunehmen, dass Gott möchte, dass wir sie verstehen. Er hat sie uns aus diesem Grund gegeben und es wäre irgendwie ziemlich feige, bei jedem Verständnisproblem zu sagen:“Passt schon.“ Denn wenn ich ehrlich bin, steckte hinter meinem passiven Verhalten auch ein bisschen Angst. Was, wenn es keine Antwort gibt? Was, wenn mein Glaubenskonstrukt vielleicht doch nicht hält? 

Ich weiß gar nicht genau, was mich in dieser Hinsicht zum Umdenken gebracht hat. Das kam schleichend und war wahrscheinlich eine Mischung aus den richtigen Menschen in meiner Umgebung, der richtigen Literatur zum lesen und ein paar passenden Predigten. Ich fing an, meine Fragen zu stellen und stellte fest: Gott hält meine Fragen aus und die Bibel tut es ebenso

Bei für mich schwierigen Stellen genauer hin zu sehen, tut meinem Glauben sogar gut. Mein Vertrauen zu Gott wächst. Bisher haben weitere Bibelstellen nachschlagen, Kommentare von Theologen lesen, selber genauer nachdenken und den geschichtlichen Hintergrund ansehen mich vorwärts gebracht. Mein Bedürfnis, Gott und sein Wort besser zu begreifen, ist gewachsen. Ich habe viel verstanden und mein Glaube ist nicht in sich zusammen gebrochen- denn: wenn die Bibel wirklich wahr ist, was ich fest glaube, dann gibt es keine Fehler darin. Sie hält meinen Fragen stand. 

Bei Ausführungen von Theologen oder Apologetikern bleibt natürlich zu sagen: Das sind auch nur Menschen. Alles will gut geprüft sein und Fragen, die selbst die Bibel nur teilweise beantwortet, können von Menschen ebenfalls nur mit Erklärungsversuchen bedient werden. 

Und so gibt es nicht auf alles eine eindeutige Antwort und manches bleibt weiter zu hoch für meinen Verstand. Aber ich habe keine Fehler in der Bibel gefunden, die meinen Glauben in irgendeiner Form in Frage gestellt hätten. Selbst für manche Fragen, wie die nach dem Leid, habe ich Ansätze von christlichen Apologeten gefunden, die ich mit meinem Bild von einem liebendem Gott vereinbaren kann. 

Also möchte ich dich wirklich dazu ermutigen, dich deinen Fragen an den Glauben zu stellen. Gott hält das aus- die Bibel hält das aus. Es wird keine böse Überraschung geben, sondern es wird dich bereichern. Das heißt natürlich nicht, plötzlich alles kritisch zu hinterfragen, sondern unklaren Dingen einfach mal auf den Grund zu gehen – im Vertrauen auf Gott. Wir werden in dieser Welt nicht alles verstehen, aber wir dürfen Fragen haben und sie stellen.

36 Kommentare zu „Gott hält deine Fragen aus 

  1. Sehr toll geschrieben. Ich hatte vor kurzem eine Diskussion unter anderem mit einem konvertiertem Moslem (ehem. Christ) und da bin ich auch an der Dreifaltigkeit Gottes gescheitert. Weißt du wo ich gute Literatur und Antworten kriege. Bibelverse sind natürlich auch erwünscht.
    Liebe Grüße Hella

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    1. Die Dreieinigkeit ist auch wirklich schwer zu erklären, besonders natürlich wie in deinem Fall, in einer Diskussion mit jemandem, der sie sowieso ablehnt – finde es voll gut und mutig, dass du dich drauf eingelassen hast! 😊😊
      Ich lese grad das Buch „Allah gesucht- Jesus gefunden“ von Nabeel Qureshi und kann dir das wirklich nur ans Herz legen. Nabeel war Muslim und beschreibt in dem Buch seinen Weg über Fragen, wie die Göttlichkeit Jesu, Dreieinigkeit oder auch die Richtigkeit der Bibel hin zum christlichen Glauben.
      An Bibelstellen fallen mir spontan hauptsächlich welche aus Johannes ein (bspw Kap 10,30), aber Nabeel hat in seinen Ausführungen zur Dreieinigkeit noch eine Empfehlung hierfür ausgesprochen: http://rzim.org/wp-content/uploads/2014/01/SAFJ-expert-contributions.pdf
      Ab Seite 19 bis ca. 30 sind dort zwei Artikel zu eben diesem Thema und die liefern auch noch viele Bibelstellen über Johannes hinaus (gerade in Diskussionen mit Muslimen „zählen“ Zitate aus nur einem Buch oft nicht und besonders Johannes wird wohl gern widerlegt) Die Artikel sind allerdings auf englisch, hoffe das ist kein Problem. Falls doch oder falls du noch weiter über das Thema reden magst, kannst du mir auch gern eine Mail schreiben: racheleswelt@gmail.com
      Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiter helfen 😊
      Ganz liebe Grüße! 😊

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      1. Danke, für deine Tipps. Hab von dem Buch sogar schon etwas gehört. Werde es mir wohl demnächst kaufen.
        Danke für die E-Mail werde mich melden, wenn ich die Artikel gelesen habe.
        LG Hella

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  2. Welch ein Vorrecht gläubige Vorfahren zu haben wie auch Timotheus: 2Tim 1,5 Ich weiß, wie aufrichtig du glaubst; genauso war es schon bei deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike. Ich bin überzeugt, dass dieser Glaube auch in dir lebt.
    Aber noch wichtiger, dass wir, egal welche Vorfahren, an JESUS glauben und Sein Wort – Joh 17,17 Lass ihnen deine Wahrheit leuchten, damit sie in immer engerer Gemeinschaft mit dir leben! Dein Wort ist die Wahrheit!

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  3. Liebe Rachele, diese Erfahrung mache ich auch immer wieder. Ich verstehe nicht alle Dinge, weder in der Bibel noch ganz praktisch im Leben. Doch die Auseinandersetzung damit bringt mich näher zu Gott. Über viele Fragen, die mich lange Zeit beschäftigten habe ich heute Frieden, auch wenn die Fragen und Probleme nicht immer zu 100% gelöst sind.

    Ich habe zudem auch festgestellt, dass viele Probleme besonders dann bestehen, wenn wir vereinzelte Verse zu isoliert sehen. Gerade wenn solche Dinge in den grösseren Zusammenhängen sehen, werden die Einzelfragen manchmal verschwindend klein. In anderen Fragen denke ich spricht Gott und auch sein Wort seelsorgerisch zu uns, einmal da brauche ich eine besondere Ermutigung, einmal eine Ermahnung. Doch wir sind schnell versucht dogmatisch zu denken. Alles muss irgendwie in das dogmatische Schema passen, sonst wird es passend gemacht. So wir versucht absolut und verbindlich zu denken. Das zeigt sich dann darin, dass einige davon ausgehen, dass einer, der sich einmal für Jesus entschieden hat sein Heil nicht wieder verlieren kann und natürlich kann er dazu Verse anfügen. Jemand anders geht davon aus, dass das Heil verloren gehen kann und auch er hat Verse, die das untermauern. Ich weiss gar nicht, ob Gott i dieser dogmatischen Hinsicht denkt. Er freut sich über jeden Sünder der umkehrt und gleichzeitig erwartet er Treue. Wie ernst das jemand nimmt ist dann wieder sehr individuell und da sind wir dann beim seelsorgerischen. Der eine macht sich immer wieder Gedanken, ob er sein Heil verlieren kann, doch Gott wirkt ja in ihm, sonst würde er sich diese Frage gar nicht stellen – gerade hier wäre eine Ermutigung angebracht. Ein anderer denkt: Jetzt habe ich mich für Jesus entschieden, jetzt kann ich so leben wie es mir gefällt. Ein solcher Mensch wird von Gott und durch sein Wort ermahnt.

    Ähnlichkeiten bestehen auch in der Frage der Dreieinigkeit, denn wer von uns kann schon ermessen, was für Jesus die Menschwerdung wirklich bedeutet? Wir finden im Leben von Jesus beide Bereiche, seine menschliche und seine göttliche Seite. Das macht die Deutung der Stellen nicht leicht. Doch je mehr ich mich damit beschäftigt, desto faszinierter bin ich von all diesen Dingen.

    Vor fast 20 Jahren habe ich mir eine Studienbibel gewünscht und angefangen intensiv darin zu lesen. Heute stehen in meinem Regal über 30 unterschiedliche Bibeln und einige sind noch in Kartonschachteln, weil ich sonst für die Kommentare, Lexika und sonstige Literatur keinen Platz mehr finden würde. Ich kenne kein vergleichbares Buch in der Literatur und in biblischer Hinsicht müssten wir ja von einer Bibliothek sprechen. Gott und sein Wort fordert mich immer wieder aufs Neue heraus und ermutigt mich im Alltag mit ihm zu leben. Und in Zeiten, in denen es mir schwer fällt, da helfen mir die Worte Asafs: Dennoch bleibe ich stets bei dir, denn du führst mich bei meiner Rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren in deine Herrlichkeit auf. […] Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde, wenn mir auch gleich Leib und Leben verschmachten, so bist du dennoch meines Herzens Fels und mein Anteil auf ewig. (Psalm 73)

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    1. Danke für deinen ausführlichen Kommentar 😊
      Das große Ganze sehen ist definitiv das wichtigste- wer immer Bibelverse isoliert, wird wahrscheinlich so ziemlich jede These untermauern können, sei sie noch so komisch.
      Auch der geschichtliche Hintergrund interessiert mich immer wieder und macht manches noch viel einleuchtender (in welcher Situation waren die Gemeinden, an die Paulus schrieb, oder die der Sendschreiben in der Offenbarung z.B.)
      So ein Punkt, wo ich lange dran gehadert habe und den ich jetzt, wie du gesagt hast, mit Frieden abgeben kann, sind jung verstorbene Babys/Kinder und unerreichte Volksstämme. Lange wollte ich die definitive Antwort, hab sie leider nicht gefunden. Doch im Wissen, dass Gott gerecht UND liebend ist (was du auch mit dem seelsorgerischen Aspekt gut ausgedrückt hast), konnte ich das mittlerweile in seine Hände legen. Liebe Grüße! 😊

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  4. Du hast Recht: Gott hält unsere Fragen aus. Und das ist nicht nur in Bezug auf unsere Fragen zur Bibel so, sondern auch auf unsere Fragen zu unserem Leben und noch nicht erhörten Gebeten. Manchmal frage ich Gott, ob er noch an meine Probleme denkt. Doch auch wenn es manchmal Jahre dauert, kann ich oftmals feststellen: es war zu etwas gut. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Das dürfen wir immer wieder erfahren.
    Gott hält unsere Fragen aus. Wenn wir es doch mitunter besser aushalten würden, auf die Antworten zu warten.

    Herzlichen Gruß!

    Ähem. Wie halte ich es jetzt nur bis zum nächsten Artikel aus? 🙂

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    1. Genau, Gott hält auch Lebensfragen, Ärger und Zweifel aus. Und das, obwohl er es wirklich immer gut meint und wir so oft störrisch sind – der Vers aus Römer 8,28 gehört zu meinen Lieblingsversen: Alles dient zum besten. So schön und doch vergesse ich es zu leicht….
      Danke für deinen lieben Kommentar 😊 und liebe Grüße!

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  5. „… denn: wenn die Bibel wirklich wahr ist, was ich fest glaube, e, dann gibt es keine Fehler darin.“

    Was verstehst du unter „die Bibel ist wahr“? Und „keine Fehler darin“?

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    1. In der Theologie bewegen wir zwischen verschiedenen Betrachtungsweisen, manche Theologen betrachten gerade mal 20 Aussagen von Jesus als wirklich von ihm stammend. Der Rest sei ihm gewissermassen in den Mund gelegt worden. Andere wiederum meinen es sei nun alles beleg- und beweisbar.

      Ich für mich bin soweit, dass ich mehr Gründe gefunden habe, welche für die Glaubwürdigkeit der Bibel sprechen. Natürlich gibt es bei den Evangelien Abweichungen bei den Berichten. Zwischenschübe bei Markus, die bspw. bei Matthäus nicht vorkommen. Anderseits lässt sich auch hier fragen: Ob es dann glaubwürdiger wäre, wären nun alle Berichte vollständig identisch? Dann müsste man sie erst recht in Frage stellen. Ich bin der Überzeugung, dass die Berichte von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes vor Gericht standhalten würden und das trotz einiger Abweichungen. Sie weisen genügend Parallelen der Ereignisse auf um zu sagen, dass es sich thematisch um das gleiche handelt und genügend Unterschiede um sie als vier verschiedene Berichte zu identifizieren zu können, wo es mir persönlich nicht möglich erscheint, dass einfach der eine vom andern abgeschrieben hatte. Davon geht nicht einmal eine liberalere Bibelwissenschaft aus, denn dann müsste man ja nicht noch zusätzlich Quellen konstruieren, die wir so an keiner Stelle vorliegen haben.

      Unterschiede, die vielleicht gerne mal als Widersprüche bezeichnet werden, sind noch lange nicht automatisch Fehler. Sie sind die logische Folge davon, wenn mehrere Personen über die gleichen Ereignisse schreiben. Sowieso habe ich manchmal das Gefühl, konzentriert man sich schnell mal auf Abweichungen. Doch dass die Evangelien sich auch ergänzen und das eine Evangelium eine Antwort auf ein anderes Evangelium geben kann, wird vielfach übersehen. Es fehlt mir gerade an der Zeit im Detail darauf einzugehen.

      Dann noch was zu Ihrer zweiten Frage bezüglich des kritischen Hinterfragens: Ich meine, ja wir dürfen kritisch hinterfragen. Anderseits können wir uns auch fragen, ob wir alles hinterfragen müssen und mit welcher Einstellung wir dann durchs Leben gehen. Vielleicht ist ja auch mal der Punkt erreicht, wo wir einfach mal vertrauen oder glauben sollten. Es kann ja im Leben auch ein „ungesundes“ hinterfragen geben. Nehmen wir an ich gehe einfach misstrauisch durchs Leben, dann würde ich wohl nächsten Donnerstag bei meiner bevorstehenden Israel-Reise zum Kapitän des Flugzeuges gehen und ihn nach seinen Diplomen fragen um mich davon zu überzeugen, dass er auch wirklich Pilot ist. Aber ich denke die meisten von uns handeln in einem solchen Fall ganz anders. Sie vertrauen stillschweigend darauf, dass die Airline nur Piloten anstellt, die auch die nötigen Qualifikationen und Erfahrungen mit sich bringen. Im Glaubensleben war es für mich ähnlich. Natürlich hatte ich meine Fragen und habe auch heute noch Fragen, die schlichtweg unbeantwortet sind. Doch es kam der Punkt für mich, da musste ich mich einfach mal entscheiden. Vertraue ich Gott oder lebe ich das Leben so weiter wie bisher.

      Im Glauben ist es eben nicht wie in der Naturwissenschaft. Dort kann ich Dinge unter dem Mikroskop untersuchen oder durch andere Instrumente messen. Bei der Bibel geht es um etwas völlig anderes. Es geht da viel stärker um die Beziehung-Ebene. Und wie kann ich bspw. erfahren, ob jemand vertrauenswürdig ist? Da bittet mich jemand um Geld und er würde es zu einer bestimmten Zeit zurückzahlen (ist meiner Freundin erst letzte Woche passiert). Natürlich kann man Abklärungen machen, doch ob diese Person dann wirklich vertrauenswürdig ist oder nicht, stellt sich dann heraus, wenn wir uns darauf einlassen. Bei Menschen kann das manchmal schmerzlich sein. Meine Freundin könnte zur Zeit ein Liedchen davon singen. Mit Gott habe ich aber nur gute Erfahrungen gemacht und das betrifft sowohl die Ups- wie auch die Downs meines Lebens. Und mit all diesen Erfahrungen werden synoptische Probleme, Fragen der Textkritik, oder die Frage nach der Inspiration der Bibel plötzlich zu Nebenschauplätzen. Spannend um sich mal damit zu befassen, aber nicht mehr und nicht weniger. Für mich zumindest ist das so.

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      1. Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Wenn ich dich richtig verstehe, bist du kein „literaler Biblizist“. Ist die „Glaubwürdigkeit der Bibel“ (ist mir immer noch nicht ganz klar, das du darunter verstehst) eine exklusive für dich, oder lässt du auch andere Interpretationen zu? Darüber hinaus: lässt du die Möglichkeit anderer Beziehungsmöglichkeiten zu Gott zu, die sich nicht explizit auf die „Bibel“ beziehen?

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      2. Noch was zum Hinterfragen: Es gibt ja nun extreme Meinungen bezüglich der „Wahrheit der Bibel“, die Behauptung völliger Fehlerlosigkeit etc.
        Zu deinem Beispiel Flugreise: wenn der Flugkapitän extreme Wahrheitsbehauptungen aufstellte, was weiß ich, er wäre in Wirklichkeit der fehlerfreiste Flugkapitän und das Flugzeug in Wirklichkeit ein wartungsfreies UFO vom Planeten Fufula, dann würdest du evtl. schon mal nachfragen oder?
        Ich denke die meisten von uns würden in einem solchen Fall genau das tun.

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      3. Glaubwürdigkeit der Bibel bedeutet für mich, dass ich die Texte als authentisch auffasse. Und das sind natürlich vorerst eigene Schlüsse die sich aus meinem forschen ergeben. Dabei habe ich mich mit verschiedensten Auslegungsmethoden beschäftigt. Natürlich kann jemand anders die Bibel auch anders auslegen, als ich das persönlich tue. Anderseits habe ich natürlich meine Überzeugungen, die ich vertrete und ich versuche diese auch zu begründen. Doch ich beanspruche dabei nicht die Deutungshoheit biblischer Texte.

        Und warum sollte ich andere Beziehungsformen zu Gott nicht zulassen? Oder anders gefragt, wie sollte ich es überhaupt verhindern und muss ich es verhindern? Ob nun Gott andere Beziehungsmöglichkeiten zulässt und wie er dazu steht, das ist natürlich eine andere Frage. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass nur Jesus der Weg zum Vater ist. Diesen Anspruch erhebe aber nicht ich, sondern Jesus. Glück für mich, denn ich muss es auch nicht rechtfertigen ;). Natürlich kann man immer noch behaupten, es sei kein echtes Jesuswort. Doch wie man dann zwischen den echten und unechten Worten unterscheiden will, bleibt mir ohnehin ein Rätsel.

        Zu den extremen Meinungen zur Bibel. Die extremsten Dinge befinden sich wohl immer noch innerhalb und nicht ausserhalb der Bibel. Da tritt einer auf, der behauptet von sich die Wahrheit zu sein. Er beansprucht also nicht nur die Wahrheit zu sagen, sondern sie in Tat und Wahrheit zu sein. Oder eine andere extreme Aussage: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Und es geht ja noch weiter, nicht nur was seine Person betrifft erhebt er unglaubliche Ansprüche. Nein er stellt sie auch an uns. Wir sollen nicht nur Brüder und Freunde lieben, sondern gerade auch die, welche uns hassen und damit unsere Feinde sind. Doch gerade bei diesen Dingen fängt für mich auch wieder das sehr authentische an. Natürlich wurde dieser Anspruch in Frage gestellt und es wurde auch aufgeschrieben, dass die Elite und die Volksmenge nicht einfach in Jubel ausgebrochen ist. Das Volk war ihm gegenüber geteilter Meinung. Viele wollten schlichtweg die Wunder sehen, doch wendeten sich dann von ihm ab, als es konkret wurde.

        Es zeigt mir, dass Jesus die Menschen konfrontiert hat, doch er hat keinen Menschen gezwungen mit ihm in Gemeinschaft zu leben. Er hat sogar im Gegenteil auf die Kosten dieser Nachfolge hingewiesen. Jesus entspricht keinem dieser klassischen UFO-Sektenführer, die andere unter grosser Beeinflussung in ihr Boot ziehen. Sein Boot war voller Zweifler und Unverständigen und das endete auch nicht einfach nach seiner Auferstehung. Ich habe mich vor fast 20 Jahren entschieden Jesus zu folgen und ich wurde von ihm immer wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wahrscheinlich mehr als wenn ich diesem UFO-Piloten vom Planeten Fufula mit seinem wartungsfreien UFO zugestiegen wäre (obwohl mir dieser gänzlich unbekannt ist) ;).

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      4. „Glaubwürdigkeit der Bibel bedeutet für mich, dass ich die Texte als authentisch auffasse.“
        Was bedeutet das? Bleiben wir mal beim NT. Wir wissen, (allgemeiner Konsens) dass es sich dabei um Texte aus dem ersten und 2. Jahrhundert n.Chr. handelt. In diesem Sinne sind sie authentisch. Aber dein Verständnis von „Glaubwürdigkeit der Bibel“ geht ja weit über diese Tatsache hinaus, oder?

        „Ich persönlich bin der Überzeugung, dass nur Jesus der Weg zum Vater ist.“ Was bedeutet das? Ich denke diese Art von Deutung schließt andere Beziehungsformen zu Gott explizit aus, oder?

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      5. Die zeitliche Nähe zu den Ereignissen ist doch nicht der einzige Punkt in der ganzen Forschung, den wir thematisieren können und dürfen. Oder wer betrachtet bei der Frage nach Glaubwürdigkeit nur Fragmente, Handschriften (Majuskeln und Minuskeln), die verschiedenen Codex (Sinaiticus, Vaticanus) und die zeitliche Nähe? Man muss sich bei der Frage nach der Glaubwürdigkeit doch auch mit den Inhalten beschäftigen. Sonst können wir ja gerne die neutestamentliche Forschung den Archäologen und einigen Schriftexperten überlassen, welche die Texte dann noch auf die Druckerschwärze hin untersuchen. Das mit der Druckerschwärze ist natürlich ein Scherz, nicht dass man mir am Ende noch Unkenntnis vorwirft. Warum Deine Begrenzung rein auf die zeitliche Nähe der entsprechenden Abschriften? Bei der Bildung des Kanons waren verschiedenste Kriterien ausschlaggebend, es nun auf einen Aspekt zu reduzieren wird der Geschichte nicht gerecht.

        Was nun Johannes 14,6 betrifft muss ich einfach mal betonen, dass die Evangelien und die Briefe erst einmal einschliessen und nicht ausschliessen wollen. Gottes Wille ist, dass Menschen gerettet werden und zwar primär alle Menschen. Für die Juden war klar, der Messias würde in erster Linie für sie kommen und zu jener Zeit waren sie auch überzeugt, dass er sie von den Römern befreien würde. Erwartungen die Jesus nicht erfüllte, denn es ging bei diesem Frieden zuerst einmal um einen viel wichtigeren Aspekt. Er sollte Frieden zwischen Menschen und Gott bringen. Gewissermassen eine Reformation des Herzens und nicht der äusseren Umstände. Und diese Botschaft der Erlösung gilt sowohl den Juden, wie auch den übrigen Völkern, wie Paulus mehrfach betont. Doch nicht nur Paulus betont dies, sondern auch Simeon im Tempel: »Herr, nun kann dein Diener in Frieden sterben, denn du hast deine Zusage erfüllt. Mit eigenen Augen habe ich das Heil gesehen, das du für alle Völker bereitet hast – ein Licht, das die Nationen erleuchtet, und der Ruhm deines Volkes Israel.« Diese Zusage erfüllt sich also in Jesus und durch ihn haben nicht nur die Juden Zugang zu Gott, es betrifft alle Völker gleich. Damit ist Gott auch keinesfalls ungerecht. Seine Gerechtigkeit zeigt sich vielmehr darin, dass Jesus selbst die Strafe erduldet hat, die wir für unsere Sünde bezahlen müssten. Wer bei dieser Botschaft als erstes an einen Ausschluss von Menschen denkt, der hat die wahre Intensität des Evangeliums meiner Meinung nach nicht erfasst. Es ist eine rettende Botschaft, auch wenn der Mensch natürlich vor die Wahl gestellt wird: Glaube ich an diese Zusage und nehme ich das Geschenk – das ewige Leben – an, welches Gott mir schenken will oder lehne ich ihn und seine unglaublich grosse Liebestat ab.

        Und in diesem Geschenk liegt auch mein Hauptfokus meiner Verkündigung. Ich denke nicht, dass man mir nun vorwerfen kann, dass ich andere Menschen ausschliesse. Und wenn ich mit Menschen im Alltag spreche, dann interessiert mich übrigens auch immer was sie für Meinungen und Überzeugungen haben. Jesus selbst setzte sich gerade mit jenen Menschen zu Tisch, die von der Elite abgeschrieben wurden (Zöllner, welche mit den verhassten Römern zusammenarbeiteten und Sünder, welche kein gottgefälliges Leben führten). Jesus machte gerade hier einen Unterschied, indem er diesen Menschen in Liebe begegnete und das veränderte am Ende auch Leben. Daran nehme auch ich mir ein Beispiel im Alltag und deshalb versuche ich in erster Linie Menschen anzunehmen und sie nicht von vornherein zu verurteilen. Ich tue es aber ohne Gott, meinen Glauben an ihn und meine Überzeugungen zu verleugnen.

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      6. Ich stimme dir zu, dass man bei den Schriften des NT von authentischen Zeugnissen eines bestimmten „Messias-Verständnis“ sprechen kann. Oder Verständnissen. Denn die Meinungen über Jesus im NT sind nicht so konsistent oder einmütig wie du das zu glauben und zu „verkündigen“ scheinst.
        Das Messias Verständnis einiger nach der „Auferstehung“ muss nicht dem entsprechen, das Jesus selbst vertrat. Ich selbst gehe davon aus, dass es hier verständliche nachvollziehbare Weiterentwicklungen gab, geschuldet dem vermeintlich katastrophalen Scheitern am Kreuz.

        „…und die Briefe erst einmal einschliessen und nicht ausschliessen wollen“. Na ja. Paulus (der authentische) wettert aber kräftig gegen andere „frohe Botschaften“, andere Meinungen über Jesus, die bereits in dieser frühen Zeit des „Christentums“ im NT selbst belegt sind.

        Übrigens will ich dir nichts vorwerfen. :-). Bin nur um Klärung bemüht. Wie du sicher weißt, gibt es in der Frage der Ausgrenzung „Ungläubiger“ bei „Bibeltreuen“ keine Grenze nach unten. Leider.

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      7. Du verbindest mit dem Kreuz das Scheitern und ich den grössten Sieg. Hier liegt wohl die Spannweite der heutigen Theologie. Doch jetzt muss ich noch einige Dinge meiner Liste abarbeiten. Einen schönen Tag noch!

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      8. „Du verbindest mit dem Kreuz das Scheitern und ich den grössten Sieg.“ Du verstehst mich miss. Ich verbinde mit dem Kreuz nicht das Scheitern, ich spreche von vermeintlichem Scheitern. Und das darin der Grund von unterschiedlichen Neubewertungen der Bedeutungen von „Messias“ liegt, wie wir sie authentisch schon im NT vorfinden. Vielen Dank, der Friede sei mit Dir.

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      9. Gut dann habe ich Dich in dieser Hinsicht missverstanden. Dafür entschuldige ich mich. Warum jedoch setzt Du die Auferstehung in Anführungszeichen- und Schlusszeichen? Was ist für Dich der Grund dieser Neubewertung? Liegt dieser eben nicht gerade in der Auferstehung begründet. Nehmen wir an, die Auferstehung hätte so nicht stattgefunden, was hat dann dazu geführt, dass aus diesen Zweiflern Menschen wurden, welche die Botschaft der Auferstehung vertraten? Wollten sie einfach der Geschichte einen Sinn geben? Und wenn ja, warum waren sie bereit für eine Geschichte-Konstruktion so viel zu riskieren und gar dafür zu sterben? Der Tod, die Auferstehung und die Verkündigung gehören für mich untrennbar zusammen. Wie sieht das bei Dir aus? Liebe Grüsse und auch Dir seinen Frieden!

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      10. Rene, du musst dich nicht entschuldigen, ist schon ok. Ich setze „Auferstehung“ in Anführungszeichen, weil es so viele Möglichkeiten gibt, dieses Thema zu verstehen.

        „Nehmen wir an, die Auferstehung hätte so nicht stattgefunden,…“ Die Frage ist, wie ist das zu verstehen? Es gab ein Erleben einer „Auferstehung“, das steht wohl außer Frage. Ich persönlich finde den Erklärungsansatz von Lüdemann z.B. sehr plausibel und nachvollziehbar, hier braucht man keinen vorauseilenden „Glauben“. Macht Sinn. Eine leibliche Auferstehung, eine wiederbelebte Leiche sozusagen macht für mich historisch keinen Sinn. Was meinen Glauben an Gott aber keineswegs beeinflussen/beeinträchtigen muss.

        „Und wenn ja, warum waren sie bereit für eine Geschichte-Konstruktion so viel zu riskieren und gar dafür zu sterben?“ Nichts besonderes. Du kannst sicher aus dem Stand einige deiner Meinung nach „falsche“ Glaubensüberzeugungen benennen, für die Menschen bereit waren zu sterben.

        „Der Tod, die Auferstehung und die Verkündigung gehören für mich untrennbar zusammen.“ Richtig. Für mich auch. In Ihrer ursprünglichsten, authentischen Form. Ich würde sagen „die Errettung vom Tod, die Auferstehung und die Verkündigung“.

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    2. Du kannst Dir ja vorstellen, wie viel ich von Gerd Lüdemanns Theologie halte. Ich orientiere mich da lieber an den Worten von Paulus, der dem Auferstandenen auch noch begegnet ist auf seinem Weg nach Damaskus:

      Christus wird somit als der verkündet, den Gott von den Toten auferweckt hat. Wie können da einige von euch behaupten: »Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht!«? Angenommen, es gibt wirklich keine Totenauferstehung: Dann ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt. Und nicht nur das: Wir stehen dann als falsche Zeugen da, weil wir etwas über Gott ausgesagt haben, was nicht zutrifft. Wir haben bezeugt, dass er Christus auferweckt hat; aber wenn es stimmt, dass die Toten nicht auferweckt werden, hat er das ja gar nicht getan. Um es noch einmal zu sagen: Wenn die Toten nicht auferstehen, ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, ist euer Glaube eine Illusion; die Schuld, die ihr durch eure Sünden auf euch geladen habt, liegt dann immer noch auf euch. Und auch die, die im Glauben an Christus gestorben sind, sind dann verloren. Wenn die Hoffnung, die Christus uns gegeben hat, nicht über das Leben in der jetzigen Welt hinausreicht, sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen. […] Hier in Ephesus hatte ich mit Gegnern des Evangeliums eine Auseinandersetzung, die wie ein Kampf mit wilden Tieren war, ein Kampf auf Leben und Tod. Weshalb hätte ich mich darauf einlassen sollen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass es eine Auferstehung der Toten gibt? Wenn die Toten nicht auferstehen, ´können wir es gleich mit denen halten, die sagen:` »Kommt, wir essen und trinken, denn morgen sind wir tot!« (1. Korinther 15)

      Ohne die leibliche Auferstehung ist eine Verkündigung des Evangeliums sinnlos. Ich halte sogar den ganzen Glauben für sinnlos. Ich mache mir einfach nichts aus einer rein psychologischen Deutung. Natürlich die Auferstehung als solches bleibt ein Wunder und ist logisch und historisch gesehen weder beweis- noch belegbar. Doch das Gegenteil ist auch nicht der Fall: Sie lässt sich auch nicht widerlegen. Wie auch? Nur weil etwas nicht unserer unmittelbaren Erfahrung entspricht? Ich halte mich an jene Leute, die es so erlebt und geschildert haben. An einen Thomas, der erst geglaubt hat, als ihm Jesus begegnete, ihm die Hände entgegenstreckte und sagte, dass er seine Finger in die Wundmale legen sollte.

      Vielleicht ist es bezeichnend für diese Art der Theologie, dass Lüdemann selbst nichts mehr vom christlichen Glauben wissen will. Wer praktisch alles was Jesus getan hat in Frage stellt, vielleicht noch 5% von allem für glaubwürdig hält, der schöpft daraus wohl auch keine Hoffnung für sein Leben mehr. Im übrigen ging es bei den Jüngern nicht um einen „vorauseilenden Glauben“, sondern der Glaube wurde erst durch die Auferstehung geweckt. Ich glaube, weil sie es glaubwürdig bezeugen und weil ihr Leben das widerspiegelt, was sie erlebt haben. Zumindest im Leben derer, von denen wir durch die Apostelgeschichte noch weitere Dinge erfahren. Ich brauche dafür weder Wunder zu sehen noch kluge Argumente zu hören. Tod und Auferstehung von Jesus sind der Inbegriff von Gottes Weisheit und Gottes Kraft. Wer kann dies schon mit seinem Verstand erfassen? Dinge welche dem Menschen unmöglich sind, sind Gott möglich. Daran halte ich fest und deshalb ja, das was ich da über die Auferstehung lese ist für mich absolut zuverlässig und Grundlage meines Glaubens. Ohne wenn und aber. Ich mag in den Augen anderer naiv sein, aber das macht mir nichts aus. Man kann mich auch als christlicher Fundamentalist bezeichnen. Ich sage mir: Gut dass ich noch ein Fundament habe.

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      1. Wunderbar. Ich dachte du hast mich nach meiner Meinung gefragt?

        „Wer praktisch alles was Jesus getan hat in Frage stellt, vielleicht noch 5% von allem für glaubwürdig hält, der schöpft daraus wohl auch keine Hoffnung für sein Leben mehr.“

        Du kannst doch nicht von dir auf andere schließen? Entschuldigung, aber wenn du mal einen Schritt zur Seite machen könntest, würdest du vielleicht mal deinen „Nächsten“ wahrnehmen können? Mich frierts ehrlich gesagt immer öfter bei der Ego-zentrierten Predigt der „bibeltreuen Evangelikalen“. Sorry.

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      2. Was für eine Diskussion 😉 Danke erstmal an dich, Ren, dass du das Wort direkt ergriffen hast😊.
        Du hast eigentlich so ziemlich alles gesagt und ich werde da jetzt auch nicht mehr großartig was hinzufügen.
        Ein Argument für die Auferstehung finde ich noch, dass die jüdischen Oberen verzweifelt versucht haben, den verschwundenen Körper zu erklären. Wäre er nicht weg gewesen, hätte es keine Erklärungsnot gegeben. Sie hätten die Leiche in der Stadt zeigen können und das Christentum im Keim erstickt. Hätten die Jünger ihn gestohlen, wären sie (das hat René ja bereits gesagt) wohl nicht bereit gewesen, dafür zu sterben und das Evangelium so weit in die Welt zu tragen. Denn dann wäre Ihnen ja bewusst gewesen, dass sie eine Lüge und somit etwas nicht „Märtyrertod-würdiges“ vertreten. Kurz zuvor hatten sie noch Angst gehabt, zu Jesus zu stehen – und plötzlich wollen sie für den toten Sterben?
        Auch sprechen die wirklich vielen und gut erhaltenen Schriften des NT für mich deutlich für dessen Authentizität.
        Aber bei allen Argumenten oder Hinweisen. Glaube bedeutet eben glauben und es lässt sich nichts 100% beweisen oder entkräften. Ich habe in meinem Leben erlebt, dass mein Glaube hält und Gott wirkt. Aber auch das ist natürlich nicht wissenschaftlich nachweisbar. Für mich dennoch sehr aussagekräftig.
        Aber man darf Dinge hinterfragen und darüber sprechen.😊 ich grüße euch beide ganz herzlich 😊

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      3. Das mit den 5% war jetzt mal primär auf Lüdemann bezogen und nicht auf Dich. „Vielleicht ist es bezeichnend für diese Art der Theologie, dass Lüdemann selbst nichts mehr vom christlichen Glauben wissen will. Wer praktisch alles was Jesus getan hat in Frage stellt, vielleicht noch 5% von allem für glaubwürdig hält, der schöpft daraus wohl auch keine Hoffnung für sein Leben mehr.“

        Aber gut… vielleicht kann man auch noch bei 5% wahrer Jesusworte Hoffnung schöpfen und auch dann noch, wenn man die leibliche Auferstehung als solches, entgegen aller Aussagen in der Schrift in Frage stellt oder gar leugnet. Ich gebe aber ehrlich zu, dass es mir schwer fällt, darin eine Hoffnung begründet zu sehen. Eine Auferstehung nur im psychologischen Sinne zu deuten, ohne historische Substanz, ist für mich nicht gerade Hoffnungserregend. Verzeih mir meine Skepsis. In einem Punkt gebe ich dir jedoch Recht. Ich will nicht von mir auf andere schliessen. Das war nicht meine Absicht und vielleicht habe ich mich diesbezüglich einfach falsch ausgedrückt.

        Ich sehe nur bei Lüdemann, dass er, der diese Theologie ja entsprechend geprägt hat, nicht mehr Christ ist und sich auch nicht mehr als einer bezeichnet. Daher habe ich auch meine Fragezeichen, was diese Theologie und im speziellen den Glauben betrifft.

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      4. Frühester Bericht eines Augenzeuge des „Auferstandenen“ ist von Paulus. Paulus hat eine Vision des erhöhten Christus, Ihm erscheint kein körperlicher „wiederbelebter Leichnam“. Paulus weiß nichts vom Grab. Paulus sagt wörtlich Gott hat seinen Sohn IN ihm offenbart (Galaterbrief).

        Frühester Glaube ist die Erhöhung des Christus durch Gott, Erhöhung(Himmelfahrt) und Auferstehung fallen quasi zusammen, sind eins. Das ist nicht nur die Meinung Lüdemanns. Ist doch wunderbar, völlig plausibel nachvollziehbar auch im 21. Jahrhundert. Der Glaube an den von Gott erhöhten Messias ist entscheidend, nicht widersprüchliche Berichte über eine „historische Substanz“ einer wiederbelebten Leiche.

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      5. Ersterns einmal beruht Deine Darlegung auf der Annahme, dass die frühesten Berichte über die Auferstehung von Paulus stammen. Klar er starb wohl ca. 70 n. Chr. wohl unter der Herrschaft Neros. Doch es gibt keinen einzigen Beweis die wirklich belegen würden, dass Matthäus, Markus, Lukas und Johannes nicht auch schon zu dieser Zeit geschrieben hatten. Das älteste Fragement stammt von Johannes und gerade weil es sich bei diesem Fragment um einen Codex handelte (beidseitig beschrieben), können wir gut von einer frühen Abfassungszeit ausgehen. Es dauerte ja auch einige Zeit bis einen entsprechende Abschrift geschrieben war und es handelte sich wohl kaum um das Original vom Joh-Ev.

        Zweitens ist es so, dass uns diese Diskussion wohl nirgends hinführt. Du bist davon überzeugt, dass die Evangelien später verfasst wurden und nicht den wahren Inhalt der Auferstehung enthalten. Deiner Meinung nach sind diese von der Kirche gefärbt. Und ich bin der Überzeugung, dass diese Ereignisse so stattgefunden haben. Du bist der Überzeugung, dass die leibliche Auferstehung von keiner Bedeutung für den Glauben ist; ich bin der Auffassung, dass diese leibliche Auferstehung (und keine psychologische) das Fundament unseres Glaubens ist.

        Und ich glaube deshalb an diese leibliche Auferstehung, weil es für die Jünger entscheidend war. Ich glaube deshalb an die Auferstehung, weil sie auch für Paulus entscheidend war, der zwar das Grab nicht explizit erwähnt (ich komme später nochmals darauf zurück), aber zumindest, dass Jesus nach seiner Auferstehung Petrus und danach auch den übrigen Zwölf (1. Korinther 15,5) und weiteren Menschen begegnet ist. Ich glaube daran, weil es letztlich auch der jungen Gemeinde wichtig war, die es später dann im apostolischen Glaubensbekenntnis festhielt. Und ich glaube es, weil ich Gott dieses Wunder der Auferstehung zutraue.

        Aber auch wenn es wohl ziemlich wenig bringt, noch ein paar Argumente, warum ich es persönlich anders sehe: Gerade 1. Korinther 15,4 deckt sich meiner Meinung nach mit den Berichten der Evangelien: Er wurde begraben, und drei Tage danach hat Gott ihn von den Toten auferweckt – auch das in Übereinstimmung mit der Schrift.

        Die von Paulus dort beschriebene Auferstehung ist wohl kaum psychologisch zu deuten. Denn erst einmal macht er diese Aussage unabhängig von einer Erscheinung bei einer bestimmten Person. Die Auferweckung ist bei Paulus meiner Meinung nach ganz klar eine leibliche Auferstehung, denn sie dient überhaupt als Voraussetzung der nachfolgenden Verse und den betreffenden „Erscheinungen“. Natürlich ist Jesus Paulus später in einer anderen Weise begegnet. Doch diesen Unterschied zu den früheren Begegnungen mit dem Auferstandenen macht er ja mehr als deutlich. Er bezeichnet sich wie eine „unzeitige Geburt“ (1. Korinther 15,8). Dass man seine Begegnung nicht mit der Begegnung von bspw. Petrus und anderen gleichsetzen kann, ist meiner Meinung nach inhaltlich logisch und nachvollziehbar. In der Apostelgeschichte sehen wir ja deutlich den Unterschied dieser Begegnung zu der jener, welche in den Evangelien geschildert wird, gerade Lukas lässt sich da ja nicht gut auseinander-dividieren. Er macht sowohl Aussagen über die Begegnungen den Jüngern gegenüber, und schildert dann in seinem zweiten Bericht, die Begegnung bei Paulus.

        Und auch das mit dem „Grab“ sehe ich anders. Ich meine, dass man nicht einfach davon ausgehen kann, dass Paulus nichts vom Grab wusste. Er schrieb zwar nicht μνημεῖον (Grab), wie wir es in den Evangelien vorliegen haben, doch er verwendet zumindest den Ausdruck ὅτι ἐτάφη (er wurde begraben) – also wusste er sehr wohl, dass man ihn begraben hatte. Wie sieht dies denn deiner Meinung nach aus? Ein „begraben“ ohne „Grab“ also? Macht das Sinn? Sind wir heute wirklich so weit, dass wir genau das eine Wort erwarten, welches von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes in diesem Zusammenhang verwendet wurde, um theologisch zu begründen, dass sie Jesus in ein Grab legten? Genügt uns nicht auch ein entsprechendes Verb, welches genau das Gleiche zum Ausdruck bringt? Ich halte diese Argumentation etwas für gar mager für eine „wissenschaftliche“ Theorie. Und wenn wir die Schrift schon auf die Anklagebank setzen, dann müssten wir zumindest in diesem Zusammenhang sagen: In dubio pro reo.

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      6. „… ich bin der Auffassung, dass diese leibliche Auferstehung (und keine psychologische) das Fundament unseres Glaubens ist.“

        Wer spricht von „psychologischer“ Auferstehung? Das ist ein modernes Konzept was in Bezug auf die antike Glaubenswelt des 1. Jahrhunderts völlig anachronistisch ist. Deine Glaubensüberzeugung mit der der ersten antiken „Christen“ gleichzusetzen ist auch anachronistisch und ziemlich gewagt.

        Meine Meinung: Meinen Glauben von einem wiederbelebten Leichnam der „in den Himmel“ fahrt abhängig zu machen erscheint mir doch recht kleingläubig und unnötigerweise widerlegbar.

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      7. „Meine Meinung: Meinen Glauben von einem wiederbelebten Leichnam der „in den Himmel“ fahrt abhängig zu machen erscheint mir doch recht kleingläubig und unnötigerweise widerlegbar.“

        »Wegen eures Kleinglaubens«, antwortete er. »Ich sage euch: Selbst wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: ›Rücke von hier nach dort!‹, und er wird dorthin rücken. Nichts wird euch unmöglich sein.« (Matthäus 17,20).

        Na dann bin ich ja froh und dankbar, dass zumindest bei Jesus für Kleingläubige noch Hoffnung besteht :). Vielleicht fühle ich mich ja deshalb mehr zu Jesus als zu den historisch-kritischen Theologen hingezogen. Und ja die Juden wollen Wunder sehen, die Griechen fordern kluge Argumente. Alles muss schliesslich beleg- und beweisbar sein, weil es sonst nicht zeitgemäss ist. Wenn für Dich der Glaube unwiderlegbar oder gar beweisbar sein muss, wäre es dann in der Tat nicht besser, gar nicht zu glauben? Warum nicht bei den Dingen bleiben, die für uns im sichtbaren und belegbaren Bereich liegen? Oder welche unwiederlegbaren Beweise kannst du für die Existenz Gottes anbringen? Ich wette auch dafür gibt es letztlich aus wissenschaftlicher Sicht keinen einzigen Beleg, der nicht in Frage gestellt werden könnte. Also ist der nächste Schritt nicht an Gott zu glauben, weil er unnötigerweise widerlegbar ist (zumindest für bestimmte Menschen). Und damit ist der Glaube an Gott auch nicht zeitgemäss und damit auch nicht relevant. Vielleicht im entferntesten dann noch als Krücke für die, welche daraus noch irgendwie Hoffnung schöpfen können. Also für die einfachen, ungebildeten Leute, welche es einfach nicht besser wissen. Also jene Kleingläubigen, die sich von der Bibel und von anderen Christen haben in die Irre führen lassen. Merkst Du wie überheblich dies in der Praxis oft dargestellt wird? Gefährlich diese Einstellung, denn den Hochmütigen widersteht Gott, den demütigen aber lässt er seine Gnade widerfahren.

        Mit der Botschaft vom Kreuz ist es nämlich so: In den Augen derer, die verloren gehen, ist sie etwas völlig Unsinniges; für uns aber, die wir gerettet werden, ist sie ´der Inbegriff von` Gottes Kraft. Nicht umsonst heißt es in der Schrift: »Die Klugen werde ich an ihrer Klugheit scheitern lassen; die Weisheit derer, die als weise gelten, werde ich zunichte machen.« Wie steht es denn mit ihnen, den Klugen, den Gebildeten, den Vordenkern unserer Welt? Hat Gott die Klugheit dieser Welt nicht als Torheit entlarvt? Denn obwohl sich seine Weisheit in der ganzen Schöpfung zeigt, hat ihn die Welt mit ihrer Weisheit nicht erkannt. Deshalb hat er beschlossen, eine scheinbar unsinnige Botschaft verkünden zu lassen, um die zu retten, die daran glauben. Die Juden wollen Wunder sehen, die Griechen fordern kluge Argumente. Wir jedoch verkünden Christus, den gekreuzigten Messias. Für die Juden ist diese Botschaft eine Gotteslästerung und für die anderen Völker völliger Unsinn. Für die hingegen, die Gott berufen hat, Juden wie Nichtjuden, erweist sich Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn hinter dem scheinbar so widersinnigen Handeln Gottes steht eine Weisheit, die alle menschliche Weisheit übertrifft; Gottes vermeintliche Ohnmacht stellt alle menschliche Stärke in den Schatten. (1. Korinther 1,18-25)

        Zu dieser Botschaft vom Kreuz gehört beides: Der Tod und die Auferstehung. Und ja sie ist in den Augen derer, die verloren gehen etwas völlig unsinniges, denn sonst würden sie sich wohl an dieser Botoschaft festhalten. Es wäre der Grund und das Fundament ihres Lebens. Und genau das ist es für mich. Für mich steckt darin die Weisheit Gottes, eine Weisheit die jede andere Weisheit bei weitem übertrifft. Diese Botschaft zu hinterfragen und sie salonfähig zu machen, das kommt für mich persönlich nicht in Frage. Lieber glaube ich diese scheinbar unsinnige Botschaft, von der Paulus hier spricht. Ich säge nicht am Ast auf dem ich sitze. Statt in Frage zu stellen, danke ich lieber meinem Herrn, was er für mich getan hat.

        Und jetzt musst Du mich entschuldigen. Ich werde jetzt nicht mehr weiter auf dieses Thema eingehen. Packen ist angesagt. Israel wartet auf mich (okay, wahrscheinlich nicht) ;).

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      8. „Vielleicht fühle ich mich ja deshalb mehr zu Jesus als zu den historisch-kritischen Theologen hingezogen.“

        Meine Meinung: Weniger zu Jesus als zu deinem persönlichen Christus des Glaubens.

        „Und damit ist der Glaube an Gott auch nicht zeitgemäss und damit auch nicht relevant.“
        Das ist ein non-sequitur. Der Glaube an Gott und die hier gepredigte extreme Glaubensauffassung sind nicht notwendiger weise identisch.

        Meine Meinung: ein zeitgemäßer und relevanter Glaube an Gott ist kein exklusiver, ausgrenzender und abwertender Fundamentalismus.

        Und noch was: Zirkelschlüsse sind keine Argumente und nicht glaubwürdig. Gott sei Dank. Gute Reise, der Friede sei mit dir.

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