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Checkliste: „Bist du ein guter Christ?“ … und warum Ostern so etwas unnötig macht

Als ich im fortgeschrittenen Kinderstundenalter war, besuchte ich mal eine Kinderstunde einer anderen Gemeinde. Und da wurde mit uns etwas durchgegangen, was ich heute als „Checkliste zum guten Christsein“ bezeichnen würde. Klar, so hat das dort niemand genannt, aber im Endeffekt war es das. Und als Kind findet man es natürlich ziemlich toll, wenn man selbst viele Punkte ankreuzen kann, wenn man gut wegkommt. Das ganze wurde zwar (glücklicherweise!) nicht offen besprochen und es gab somit keine Gewinner und Verlierer, aber als Kind wächst man trotzdem ein paar Zentimeter, wenn man „gut“ abschneidet. Viele Jahre später sehe ich diese Checklisten-Aktion mit ein bisschen anderen Augen.

Ich glaube, dass in den wenigsten Gemeinden und in den wenigsten christlichen Haushalten solche Checklisten tatsächlich existieren. Das ändert nichts daran, dass sie in unseren Köpfen da sind. Gottesdienst- Check. Heute Bibel gelesen – Check. Und noch gebetet danach – Check. Eigentlich sogar ziemlich lange – Doppelcheck. Diese Woche noch gar nicht über andere gelästert, was Gutes getan, Gott angebetet, die Liste könnte ewig weitergehen.

Im Gegensatz wäre dann: Gottesdienst verpasst – ohoh! Bibellesen ist deutlich kürzer ausgefallen als geplant – nanana! Gebetsleben im Moment eher krampfhaft – kein Check. Gelästert. Möglichkeit zur guten Tat verstreichen lassen. Und so weiter.

Ist das biblisch? Stehen wir vor Gott besser oder schlechter da, wenn wir die obigen Dinge tun oder nicht?

Nein, nein und nochmal Nein. Bei Gott gibt es für uns Christen nicht „gerettet“ und „geretteter“. Es gibt keine guten und schlechten Christen. Wer an Jesus glaubt, steht vor Gott als gerecht da. Alles, was uns vor Gott in irgendeiner Form besser machen könnte, ist an Karfreitag am Kreuz passiert. Tod und Auferstehung Jesu sind das einzige, was an unserem Status bei Gott etwas ändern könnten – nämlich von „verloren“ zu „gerettet“.

Also weg mit der sogenannten „Werksgerechtigkeit“ in unseren Köpfen. Wenn Gott vor deiner und meiner Errettung eine Liste über unsere Sünden und guten Taten geführt hätte (was er aber nicht muss, da allwissend), dann wäre sie in dem Moment ungültig geworden, in dem du und ich die Vergebung angenommen haben. Und mit dem Moment, wo unser Name im Buch des Lebens steht, ist jede Checkliste unnötig. Gerettet und gerecht. Nicht aus guten Taten und aus gutem Christsein heraus, sondern weil Jesus für unsere Sünden gestorben ist, den Tod und damit Satan besiegt hat, wieder auferstanden, im Himmel ist und lebt!

Und das ist Grund zur Freude!

Der Vollständigkeit halber: Natürlich bringt Glaube auch Taten hervor. Natürlich ist der Besuch eines Gottesdienstes gut – man hat Gemeinschaft mit anderen Christen, lernt etwas über Gott, betet an. Auch Bibellesen und beten vertiefen unsere Beziehung zu Gott -er kann nur zu uns reden, wenn wir ihm den Raum dazu geben. Natürlich sind all die Dinge, die auf so einer imaginären Checkliste stehen an sich nicht schlecht und der gerechte Status vor Gott darf nicht als Freibrief dafür gesehen werden, jetzt ständig Dinge zu tun, die klar falsch sind. Aber im alltäglichen Leben passieren auch ohne dass man es will, ungute Dinge; wir schaffen es niemals aus uns heraus gut zu sein. Man ertappt sich bei einer Notlüge, redet schlecht über andere. Und das muss uns nicht in Verzweiflung stürzen. Weil die Vergebung Jesu da ist und nichts etwas an unserem Status vor Gott ändern kann. Auch nichts, was wir Gutes tun. Nichts, was wir tun oder lassen wird uns in Gottes Augen besser oder schlechter dastehen lassen.

Gerettet und gerecht aus Gnade – das reicht aus, das bleibt stehen.

Alle sind schuldig geworden und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat. – Römer 3, 23&24

16 Kommentare zu „Checkliste: „Bist du ein guter Christ?“ … und warum Ostern so etwas unnötig macht

  1. Hallo Rahel,
    vielen Dank für diesen Text. Du schreibst hier über ein so wichtiges Thema. Ich glaube auch, dass wir Menschen leider einfach so veranlagt sind, immer selbst etwas vollbringen zu wollen. Wir wollen uns vor Gott gute Werke verdienen. Wenn wir einen „guten“ Tag haben, klopfen wir uns innerlich auf die Schulter und es geht uns gut. War der Tag „schlecht“ und unsere Leistung mangelhaft, sind wir niedergeschlagen. Aber wie wahr ist das, was du schreibst: Unser Stand vor Gott steht fest! Jesus macht uns gerecht und nichts kann daran etwas ändern! 🙂 Danke für diese Erinnerung! Liebe Grüße, Natalie

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  2. Vielen Dank für diesen zentralen Blick von den meist nur kopfmäßigen, aber trotzdem sehr realen, Checklisten auf Jesu wunderbare Erlösungstat als Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte!

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  3. Gottesdienst- Check!
    Heute Bibel gelesen – Check!
    Und noch gebetet danach – Check!
    🙂 I think people like making this kind of checklist.. to feel betther
    like… wanna feel that „It’s ok! I’m trying to be righteous!!“

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  4. „Guter Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 19 Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 20 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« 21 Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von Jugend auf. 22 Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! “ Luka 18

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  5. Rachele: „Es gibt keine guten und schlechten Christen.“

    vs

    Psalm 5,5: Gott hasst ALLE, die Schlechtes tun. (Das schließt schlechte Christen ein, oder wird jetzt behauptet werden es gäbe keine bösen Christen)?

    „Deshalb können die Hochmütigen nicht vor dir bestehen, denn du hasst alle, die Böses tun.“

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  6. Vielen Dank für deinen Artikel! So wichtig, dass Menschen über Seine Gnade schreiben und uns immer wieder aus den Gedankenfestungen der Religiösität „herausrütteln“. Seine Gnade ist soo vollkommen, aber genau soo tief ist es in uns Menschen verwurzelt, doch noch etwas hinzugeben zu wollen, einen Beitrag zum Kreuz leisten…ja…“Leistung“ ist das Stichwort. Wer sind wir, wenn wir nichts mehr leisten…wenn wir einfach nur unter Seiner Gnade stehen? Das herauszufinden ist wohl einer der größten Herausforderungen für uns…;-)

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